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bcs-Neukundenbefragung 2012

Ein CarSharing-Fahrzeug ersetzt bis zu 10 private Pkw

bcs-Neukundenbefragung 2012

Eine Studie des Bundesverbands CarSharing e.V. aus dem Jahr 2012 zeigt: 43,4 Prozent der Neukunden verschiedener CarSharing-Anbieter hatten zum Zeitpunkt ihres CarSharing-Beitritts mindestens ein Fahrzeug im Haushalt zur Verfügung. 7 bis 12 Monate nach dem Beitritt war diese Quote auf 19 Prozent gefallen. 24,4 Prozent der Haushalte wurden in der Zwischenzeit autofrei. Legt man die durchschnittliche Zahl von 39 Nutzern pro CarSharing-Fahrzeug im Jahr 2011 zugrunde, so ergibt sich: Ein CarSharing-Fahrzeug ersetzt 9,52 private Pkw.

Im Sommer 2012 bat der Bundesverband CarSharing e. V. verschiedene CarSharing-Anbieter, ihre Neukunden des Jahres 2011 hinsichtlich ihres Autobesitzes zu befragen. Hauptsächliches Ziel der Befragung war, verlässliche Informationen über den Autobesitz der Neukunden zum Zeitpunkt des Eintritts zum CarSharing und nach einer gewissen Erfahrungszeit mit der CarSharing-Teilnahme zu bekommen. Hierbei sollten nur die Privatkunden angesprochen werden, nicht die Mitarbeiter von Firmen und Verwaltungen, die mit CarSharing ihre dienstlichen Wege absolvieren. An der Befragung teilgenommen haben insgesamt 2.851 Personen u.a. aus den Städten Aachen, Bielefeld, Bremen, Dresden, Erfurt, Frankfurt, Hamburg, Halle (Saale), Hannover, Kassel, Kiel, Köln, Leipzig, Lübeck, Lüneburg, Magdeburg, Mainz, Mannheim/Heidelberg, Marburg, München, Münster, Osnabrück, Saarbrücken, Stuttgart und Wuppertal sowie aus den Einzugsgebieten einiger kleinerer CarSharing-Initiativen. Vollständige Rückmeldungen liegen von 2.188 Befragten vor.

1.239 von 2.851 Befragten sagten aus, dass sie unmittelbar vor dem CarSharing-Beitritt ein eigenes Auto in ihrem Haushalt besessen oder zur Verfügung hatten. Das entspricht einem Anteil von 43,4 Prozent aller Neukunden.

Zum Zeitpunkt der Befragung, also mindestens 7 Monate nach dem CarSharing-Beitritt, hatten noch 542 Befragte ein eigenes Auto im Haushalt zur Verfügung (n = 2.851). Das entspricht einem Anteil von nur noch 19,0 Prozent.

Die Differenz der Autoverfügbarkeit zeigt, dass im Zeitraum zwischen dem Vertragsabschluss mit dem CarSharing-Anbieter und der Befragung 697 Befragte in ihrem Haushalt ein oder mehrere eigene Autos abgeschafft haben. 24,4 Prozent der befragten Haushalte wurden zwischen dem CarSharing-Beitritt und dem Befragungszeitraum autofrei.

Autoabschaffung bei Neukunden: 24,4 Prozent ersetzten ihr eigenes Auto durch CarSharing

Da zwischen diesen beiden Zeitpunkten eine ausreichend lange Erfahrungszeit mit der neuen Dienstleistung CarSharing lag, kann davon ausgegangen werden, dass das CarSharing-Angebot mindestens dazu beigetragen hat, das eigene Auto im Haushalt als ersetzbar anzusehen. Eine Frage nach der hauptsächlichen Ursache für die Autoabschaffung wurde in der Befragung allerdings nicht gestellt, so dass nicht zwingend eine kausale Beziehung zum CarSharing-Beitritt begründet ist. Es erscheint allerdings mehr als wahrscheinlich, dass nicht unvermeidbare Sachzwänge (wie nicht mehr tragbare Kosten des Autobesitzes) zum Abschaffen dieser Haushaltsfahrzeuge beigetragen haben, sondern eher der bewusste Ersatz in Kenntnis einer gut nutzbaren Alternative die Entscheidung erklärt.

Auch die teilnehmenden kleineren CarSharing-Vereine in kleineren Städten oder Gemeinden realisieren ihren Anteil am Ersetzen von privaten Autos. Allerdings werden hier die Haushalte in geringerem Ausmaß autofrei. Daraus kann man schließen, dass in Räumen, die weniger gut vom ÖPNV-Angebot erschlossen sind, die CarSharing-Teilnahme in größerem Ausmaß Zweitwagen im Haushalt ersetzt, der Erstwagen aber weiterhin notwendig erscheint.

CarSharing stablisiert auch ein Leben ohne eigenes Auto: Von 2.188 Befragten gaben 716 Personen (32,7 Prozent) an, dass sie ohne CarSharing-Teilnahme (wieder) ein eigenes Auto im Haushalt anschaffen würden.

Ein CarSharing-Fahrzeug ersetzt bis zu 10 private Pkw

Die Bestandserhebung des bcs zum Stichtag 01.01.2012 hat ergeben, dass im stationsbasierten CarSharing jedes CarSharing-Fahrzeug im statistischen Durchschnitt von 39 Teilnehmern genutzt wird. Berücksichtigt man, dass von einem Viertel der Befragten mindestens ein eigenes Auto abgeschafft wurde (Antwort auf Frage 3 der Kundenbefragung), so können wir feststellen, dass jedes wegen des Kundenwachstums neu angeschaffte CarSharing-Fahrzeug fast zehn private Pkw ersetzt.

Von 540 Befragten (von 2.188 Personen gesamt) wurde in der Befragung bestätigt, dass sie seit ihrer Teilnahme am CarSharing ein Auto im Haushalt abgeschafft und seitdem nicht durch ein neues ersetzt haben. Übertragen auf ein Wohnquartier würde dies bedeuten, dass von diesen CarSharing-Teilnehmern 3,1 km Straßenrand von parkenden Autos befreit wurden. Diese Flächen könnten theoretisch anderen städtebaulich wertvollen Nutzungen zugeführt werden. Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in dichtbebauten engen Wohnstraßen könnten beispielsweise Straßenbäume gepflanzt werden. Wo nötig könnte der Fußweg verbreitert oder komfortable Fahrradstreifen in der Straße angelegt werden. Voraussetzung ist die Bereitschaft der kommunalen Planungsbehörde, die frei werdenden Flächen im Rahmen eines Parkierungsflächenmanagements sinnvoll umzunutzen.

Innerhalb eines Jahres (zwischen 01.01.2011 und 31.12.2011) haben die stationsbasierten CarSharing-Anbieter 30.000 Neukunden hinzugewonnen. Werden hiervon die gewerblichen Neukunden abgezogen, verbleiben etwa 22.500 private CarSharing-Neukunden. Werden die oben genannten Befragungsergebnisse auf diese privaten Neukunden des Jahres 2011 übertragen, würden also 5.625 abgeschaffte Privat-Pkw in die Rechnung einbezogen. Es würden mehr als 32 km Straßenrand von parkenden Autos befreit, ein erhebliches Potenzial für die Schaffung lebenswerterer Stadträume! Und dieser Vorgang wiederholt sich Jahr für Jahr mit weiteren Neukunden.

Mit der Befragung unter CarSharing-Neukunden ist bestätigt worden, dass das stationsgebundene CarSharing dieses Entlastungspotenzial tatsächlich eindrucksvoll in die Realität umsetzt und zu einer nachhaltigen Stadtgestaltung beiträgt.

 

Der Fragenkatalog der Befragung

Frage 1: Ich habe zurzeit ein Auto im Haushalt oder Zugriff auf ein Auto im Haushalt.

Frage 2: Ich hatte zum Zeitpunkt meines CarSharing-Eintritts oder kurz davor ein Auto im Haushalt oder Zugriff auf ein Auto im Haushalt.

Frage 3: Wir haben seit Beginn meiner Teilnahme am CarSharing ein Auto im Haushalt abgeschafft und seitdem nicht durch ein neues ersetzt.

Frage 4: Wenn es das CarSharing-Angebot, bei dem ich Nutzer bin, nicht gäbe, würde ich in meiner momentanen Lebenssituation ein Auto anschaffen.