Sie sind hier

8. April 2015

CarSharing könnte die Elektromobilität in Deutschland voranbringen. Aber die Politik setzt einseitig auf Privatbesitz.

Foto: swa Carsharing / Stadtwerke AugsburgRund 20.000 vollelektrische Autos fahren in Deutschland. Von dem Ziel, 1 Million Elektroautos bis 2020 auf die Straße zu bringen, sind wir weit entfernt. Wie eine funktionierende Förderung der Elektromobilität aussehen soll, ist weitgehend ungeklärt. Selbst steuerfinanzierte Kaufanreize dürften nicht viel bringen. Denn Elektrofahrzeuge bürden den Nutzern nun einmal zusätzliche Kosten und viele offene Fragen auf. Vorteile über das grüne Gewissen hinaus gibt es hingegen nicht.

Elektrofahrzeuge im CarSharing bereitzustellen, könnte eine Lösung sein. Denn für die Kunden entfällt das Anschaffungsrisiko. Sie können die Bedienung und Nutzung des Autos testen, ohne vorher analysieren zu müssen, ob ein Elektrofahrzeug zu ihren Mobilitätsbedürfnissen passt. CarSharing könnte der zentrale Baustein dabei sein, mehr Kunden an das Thema Elektromobilität heranzuführen.

CarSharing und Elektromobilität passen gut zusammen. CarSharing ist die ökologisch verträglichste Art, einen Pkw zu nutzen. Emissionsfreie Fahrzeuge - zumal wenn Sie mit Ökostrom betrieben werden - würden sehr gut zum Image des CarSharing passen.

Warum gibt es in deutschen CarSharing-Flotten trotzdem erst so wenige e-Autos? Die Antwort ist klar: Sie sind in der Anschaffung immer noch wesentlich teurer als Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. Zusätzlich müssen die Anbieter derzeit die Kosten der Ladeinfrastruktur selbst tragen. Und schließlich sinkt durch die Standzeiten während des Ladevorgangs die Verfügbarkeit. Um den Kunden dieselbe Fahrzeugverfügbarkeit wie bei Autos mit Verbrennungsmotor zu bieten, müssen die Anbieter mehr Fahrzeuge und zusätzliche Stellflächen bereithalten. Deshalb ist der Betrieb von Elektrofahrzeugen für die meisten CarSharing-Anbieter wirtschaftlich nicht darstellbar.

Darüber darf auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass heute schon einige e-Fahrzeuge in CarSharing-Flotten fahren und es sogar ein paar vollelektrische Flotten gibt. Denn diese Fahrzeuge sind bis auf wenige Ausnahmen nicht aus eigener Kraft wirtschaftlich. Es handelt sich dabei entweder um den nicht regulär verkauften Überhang an e-Fahrzeugen aus der Produktion einiger Autohersteller oder um staatlich geförderte Schaufenster-Projekte. 

Das Fazit: Wenn die Politik den wichtigen Hebel "CarSharing" für die Durchsetzung der Elektromobilität nutzen will, dann muss sie derzeit Elektrofahrzeuge in CarSharing-Flotten strukturell fördern. Beispielsweise über eine Anschaffungsprämie und Förderungen zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur.

Autor: Gunnar Nehrke, gunnar.nehrke@carsharing.de

 

PDF-Download: Positionspapier Elektromobilität des Bundesverbands CarSharing e.V.