Im Rahmen des EU-Projektes STARS haben der bcs und die Freie Hansestadt Bremen Wissenschaftler, Vertreter von Städten und Gemeinden, CarSharing-Anbieter und Verkehrsexperten zu einem Workshop am 24. Januar 2019 in Bremen eingeladen, um gemeinsam die neuesten Erkenntnisse zum CarSharing zu erörtern: Welche Auswirkungen hat die Nutzung von CarSharing-Angeboten auf das Mobilitätsverhalten? Was sind die entscheidenden Faktoren, die zu einem Einstieg in das CarSharing führen?
Auf einer Exkursion präsentierte Michael Glotz-Richter von der Bremer Senatsverwaltung den Teilnehmenden anhand der vielfach ausgezeichneten „mobil.punkte“ Beispiele für die Errichtung von CarSharing-Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum und erläuterte die Herausforderungen. Mit einer hohen Stationsdichte in Wohngebieten wird CarSharing gut sichtbar und bietet eine bequeme Alternative zum eigenen Auto. Mit einer hohen Verfügbarkeit der Fahrzeuge sinkt eine entscheidende Zugangsbarriere.
Großes Interesse bei den knapp 30 Teilnehmenden fanden anschließend die Vorträge des bcs, der Technischen Universität Turin sowie der Universität Göteborg.
Gunnar Nehrke, bcs-Geschäftsführer, präsentierte die aktuellen Erkenntnisse aus der letzten STARS-Befragung bezüglich der Entlastungseffekte durch CarSharing-Angebote. Bei allen untersuchten CarSharing-Varianten kann eine Entlastungswirkung nachgewiesen werden. Allerdings unterscheiden sich das Mobilitätsverhalten und der Grad des Autobesitzes deutlich zwischen den CarSharing-Varianten. Kunden des Free-Floating bleiben durchaus autoaffin und nutzen CarSharing vielfach als Ergänzung zu ihrem privaten Pkw. Die Nutzung der Verkehrsmittel des Umweltverbunds ist nicht so stark ausgeprägt wie bei Kunden stationsbasierter Angebote oder jenen, die sowohl Free-floating als auch stationsbasiertes CarSharing nutzen.
Andrea Chicco von der Politecnico di Torino zeigte anhand seiner Untersuchungen aus Schweden, Italien und Deutschland erhebliche Verfügbarkeits- und Nutzungsunterschiede der verschiedenen CarSharing-Varianten in den einzelnen Ländern auf. Erste Analysen legen nahe, dass Free-floating-Angebote für bisherige Nicht-Nutzer attraktiver sind als andere Varianten. Aufgrund der bisher vergleichsweise kleinen Stichproben könne man derzeit jedoch noch keine umfassenden Aussagen dazu treffen, welche Angebotsform am besten zu bestimmten Mobilitäts-Vorlieben möglicher Neukunden passen könnte.
Cecilia J. Bergstad von der Universität Göteborg kommt in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass der bedeutenste Auslöser für eine CarSharing-Anmeldung die wahrgenommene Nützlichkeit des Angebots für alltägliche Mobilitätszwecke ist. Andere Faktoren wie Werte oder politische Einstellungen spielten dem gegenüber eine geringere Rolle.
Vertreter der Kommunalverwaltung weisen darauf hin, dass es ihr Ziel sei, den Autobesitz und die Pkw-Nutzung zu reduzieren. Aus ihrer Sicht sei es enttäuschend, dass Personen, die ausschließlich Free-Floating nutzen, in der Regel auch private Pkw besitzen. Die Kommunalvertreter kommen zu dem Schluss, dass stationsbasiertes CarSharing mit Priorität zu fördern ist. Free-Floating sollte mit dem stationsbasierten CarSharing verbunden werden, um es mit den verkehrspolitischen Zielen der Städte in Einklang zu bringen.
Download
Präsentation von Gunnar Nehrke, Bundesverband CarSharing e.V., Deutschland
PDF: Mobility behaviour and attitudes of car sharing user groups in different car sharing variants
Präsentation von Cecilia J. Bergstad, Göteborgs Universitet, Schweden
PDF: Underlying factors of the behaviour change towards sharing mobility
Präsentation von Andrea Chicco, Polotecnico die Torino, Italien
PDF: How car sharing variants have different impacts on different traveller groups