Wer nur hin und wieder ein Auto braucht, für den ist CarSharing günstiger als ein eigenes Auto. Doch welches Angebot passt zu welchen Bedürfnissen? Wir geben einen Überblick und vergleichen die Preise.
Zunächst sollte jeder klären: Ist CarSharing grundsätzlich das Richtige für mich? Drei Grundregeln gelten dafür:
- Vom CarSharing profitiert nur, wer mit dem Auto keine täglichen Wege zurücklegen muss. Braucht man das Auto beispielsweise für die Fahrt zu Arbeit, dann macht CarSharing meist keinen Sinn.
- Die jährliche Fahrleistung sollte 10.000 km – also rund 27 Kilometer pro Tag – nicht überschreiten. Bei höheren Fahrleistungen ist CarSharing oft teurer als ein eigenes Auto.
- CarSharing lohnt sich vor allem für jene, die auch Bus, Bahn und das Fahrrad nutzen können und wollen.
Sie erfüllen diese Grundvoraussetzungen? Dann stellt sich jetzt die Frage, welches CarSharing für Sie richtig ist. Denn CarSharing ist nicht gleich CarSharing. Die verschiedenen Varianten passen zu unterschiedlichen Bedürfnissen unterschiedlich gut.
Etabliert haben sich in Deutschland zwei Carsharing-Varianten: Beim stationsbasierten CarSharing stehen die Autos auf einem festen Parkplatz. Man holt den Wagen dort ab, nach der Fahrt bringt man ihn dorthin zurück. Gebucht wird über Telefon, Computer oder Smartphone-App. Anbieter sind zum Beispiel: stadtmobil, cambio, Flinkster, teilAuto, StattAuto, book-n-drive. Insgesamt gibt es etwa 249 Anbieter an 1.082 Orten in Deutschland.
Beim free-floating CarSharing stehen die Autos irgendwo in der Stadt geparkt. Man ortet sie über eine Handy-App. Nach der Fahrt kann man den Wagen irgendwo innerhalb des Nutzungsgebiets wieder abstellen. Diese Variante ist teurer als das stationsbasierte CarSharing, ermöglicht allerdings auch One-way-Fahrten. Bekannte Anbieter sind ShareNow und We share. Deren Fahrzeuge gibt es jedoch nur in Großstädten wie etwa Berlin, Hamburg und München.
Vor- und Nachteile der CarSharing-Varianten
Preis
Stationsbasiertes CarSharing ist günstiger. Eine Stunde Kleinwagen fahren in der Stadt kostet bei stationsbasierten Anbietern etwa 6 bis 10 Euro. Beim Free-floating kostet die Stunde zwischen 12 und 20 Euro. Benzin oder Strom ist bei allen Anbietern inklusive. Insbesondere die Standzeiten des Autos, etwa bei einem Einkauf, können beim free-floating CarSharing ins Geld gehen, wenn man keinen Paket-Preis bucht. Denn dann läuft die Tarif-Uhr bei vielen Anbietern weiter.
Verfügbarkeit
Free-floating Fahrzeuge stehen nicht an festen Orten, sondern dort, wo der letzte Nutzer sie abgestellt hat. Manchmal ist das gleich um die Ecke, manchmal ist das nächste Fahrzeug aber auch zwei Kilometer entfernt. Stationsbasierte Angebote sind berechenbarer: Das Auto steht immer am selben Ort. Bequem ist das allerdings nur, wenn eine Station auch in der Nähe des eigenen Wohnortes liegt.
Buchung
Bei stationsbasierten Fahrzeugen müssen in der Regel Start- und Endzeitpunkt der Fahrt vorher festgelegt werden. Das erfordert einen gewissen Planungsaufwand. Anders beim Free-floating: Hier muss das Ende der Buchung nicht vorher bestimmt werden. Der Nachteil daran: Die Fahrzeuge können nicht lange im voraus reserviert werden. Wer mehrere Stunden, Tage oder Wochen im Voraus planen will, sollte daher auf ein stationsbasiertes Fahrzeug setzen. Einige free-floating Anbieter ermöglichen neuerdings aber auch längere Vorausbuchungen.
Fahrtrouten
Stationsbasierte Fahrzeuge sind nicht an ein Geschäftsgebiet gebunden. Sie eignen sich daher auch für lange Wege und Urlaubsfahrten. Allerdings müssen stationsbasierte Fahrzeuge immer zum Ausgangsort zurück. Man sollte also einen Anbieter wählen, der Fahrzeuge nah am eigenen Wohnort stationiert hat.
Free-floating Fahrzeuge kann man innerhalb des Geschäftsgebiets am Ende der Fahrt einfach stehenlassen. Außerhalb des Geschäftsgebiets geht das allerdings nicht. Wer lange Fahrten außerhalb des Geschäftsgebiets mit einem Free-floater machen will, sollte sich daher genau anschauen, ob das Tarifmodell des Anbieters dafür günstige Paketpreise anbietet.
Fuhrpark
Free-floating Anbieter beschränken ihre Fahrzeugpalette zumeist auf Klein- und Mittelklasse-Pkw. Stationsbasierte Anbieter haben in aller Regel vom Kleinwagen bis zum Transporter für jeden Zweck das richtige Fahrzeug im Portfolio.
Kann ich auch beides haben?
Einige stationsbasierte Anbieter betreiben in einigen Städten kombinierte Systeme. Hier fahren stationsbasierte und free-floatende Fahrzeuge in einem einheitlichen Tarif, der sich an den günstigen Preisen der stationsbasierten Fahrzeuge orientiert. Kombiniertes CarSharing gibt es zum Beispiel in Hannover, Mannheim, Heidelberg, Essen, Karlsruhe (alle stadtmobil), im Frankfurter Großraum (book-n-drive), in Leipzig (teilAuto), in Bremen (cambio), Osnabrück (StadtTeilAuto) und in Kiel (Stattauto).
In den meisten größeren Städten wie Berlin, Hamburg und München gibt es zwar keine kombinierten Systeme. Aber man kann sich hier natürlich bei einem stationsbasierten Anbieter und den free-floating Anbietern zugleich anmelden und so selbst kombinieren.
Gesamtbewertung
Stationsbasierte Fahrzeuge eignen sich vor allem für geplante Wege: Den Wochenend-Einkauf, die Fahrt zu Ikea, Ausflüge am Wochenende oder Besuche bei Freunden und Familie. Wegen des günstigen Preises kann man ein stationsbasiertes Fahrzeug auch mal fürs ganze Wochenende oder sogar für den Urlaub ausleihen.
Free-floatende Fahrzeuge sind besonders für kurze Spontanfahrten innerhalb der Stadt geeignet. Wer möchte, kann Free-floating auch mal für den Hinweg zur Party am Abend nutzen, oder für den Weg zur Arbeit, wenn der Bus ausgefallen ist. Die Nutzung von free-floatenden Fahrzeugen kann ins Geld gehen, besonders bei längeren Fahrten. Die kombinierten Anbieter bieten Free-floating deutlich günstiger. Und Achtung: Außerhalb der von den Anbietern definierten Geschäftsgebiete sind One-way Fahrten auch bei Free-floatern nicht möglich.
Um seine Bedürfnisse flexibel abdecken zu können, lohnt es sich, sowohl für das stationsbasierte als auch für das free-floating CarSharing angemeldet zu sein.